“Furchtbares hat die Menschheit sich antun müssen, bis das Selbst, der identische, zweckgerichtete männliche Charakter des Menschen geschaffen war” und beinahe alles davon wird in der Linken Szene wiederholt (Adorno und Horkheimer oder so). Warum das so ist, wieso gegenteilige Versuche permanent scheitern und was dagegen getan werden muss, wollen wir bei einem Vortrag mit Kim Posster anlässlich des Feministischen Kampftags 2023 diskutieren.
Gerade die Beschäftigung mit männlicher Gewalt zeigt: (Cis) Männer akzeptieren feministische Kritik höchstens dann, wenn diese angenehm prickelt, keine, die wirklich wehtut, und schon gar nicht solche, die die Macht hätte, sie auch dann zu einer Veränderung zu bringen, wenn es ihnen gerade nicht genehm ist. Aber diese Macht ist aktuell kaum vorhanden und das wissen auch (Pro-)Feminist*innen ganz genau. Dadurch entsteht immer wieder die Phantasie, dass man Männern nur ihre irrationalen Bedrohungsgefühle vorm Feminismus nehmen müsste, um sie auf der eigenen Seite zu haben.
Dieses falsche Verständnis für männliche Gewalt entsteht aus der Rationalisierung dieser Ohnmacht: Angesichts der heutigen Marginalität der Linken und der stabilen männlichen Dominanz in ihr ist es in den allermeisten Fällen undenkbar geworden, eine konsequente und organisierte Konfrontation mit Männlichkeit von vor allem cis Männern einzufordern. Genau deshalb bleibt es wichtig daran festzuhalten und gemeinsam darüber zu diskutieren, wie eine organisierte Männlichkeitskritik aussehen könnte.
Kim Posster war an mehreren Versuchen der organisierten Reflexion von Männlichkeit beteiligt, die er mittlerweile als gescheitert betrachtet. Er publiziert zu materialistischem Feminismus und organisierter Männlichkeitskritik. Vieles davon könnt ihr auf seinem hervorragenden Blog begutachten.
TW: Sexuelle/Sexualisierte Gewalt, V-Wort, Übergriffe, Teils Beispiele allerdings nicht sonderlich drastische und nicht explizit geschildert
Der Vortrag findet am 03.03. um 19:30 im Veto (Magdeburger Allee 180) statt. Ab 19:00 ist offen.
Bitte kommt getestet und tragt während des Vortrags Masken, damit sich auch alle einigermaßen sicher fühlen können.
Wie üblich wollen wir nach dem Vortrag noch mit Kaltgetränk ausgestattet zusammen sitzen, diskutieren und den Abend gemeinsam ausklingen lassen.
Zum 8. März wollen wir auch noch zwei weitere Empfehlungen aussprechen, da wir selbst aus einer ‘antideutschen’ Tradition kommen und annehmen, daher insbesondere auch Menschen, denen das ähnlich geht, zu erreichen. Einst angetreten, um als “Abbruchunternehmen” der deutschen Linken diese vom orthodoxen und traditionalistischen Ballast zu befreien, fallen viele Restbestände heute eher durch Trans- Queer und Prostitutionsfeindschaft (Naida Pintul z.B.) auf. Statt also ernst zu machen mit dieser Forderung bildet man wieder eine inhaltliche Querfront mit den sich im Aufwind befindenden roten autoritären Kommunist*innen, welche auf gesellschaftlich widersprüchliche Verhältnisse ebenfalls mit einem Wunsch nach theoretischer Eindeutigkeit antworten und dies i.d.R. irgendwie als Kritik an der “Postmoderne” verklausulieren.
Mit dieser Entwicklung befasst sich einmal der Text “Antifeministische Regression und einseitige Ideologiekritik” in der hervorragenden Zeitschraft Phase 2, während der Vortrag “Zwischen den Stühlen” im ersten Teil fragt, wieso manche Feministische Zusammenhänge am konsequenten Umgang mit Antisemitismus scheitern, um im Zweiten selbstkritisch zu fragen wieso “Feminist*innen,(…) [in ‘antideutschen Zusammenhängen’] oftmals eine ähnlich dicke Haut [brauchen], wie in manch feministischen Gruppen wenn sie sich gegen Antisemitismus engagieren.”
See You!
Dissens