Gedenken an Heinz Mädel – von Neonazis in Erfurt ermordet

Am Todestag von Heinz Mädel wurde kurzerhand die Futterstraße, in der Nähe des Tatortes, in die “Heinz-Mädel-Straße” umbenannt. Mädel wurde am 25. Juni 1990 von zwei Frauen aus der Neonaziszene angegriffen und schwer verletzt. Am 1. Juli 1990 erlag er seinen Verletzungen. Ebenfalls wurden die umbenannten Straßenschilder mit einem Informationsblatt versehen. Wir dokumentieren den Flyertext aus dem vergangenen Jahr, welcher die Umstände des Neonazimordes thematisiert sowie einige Bilder.

Bilder

Informationsblatt in Gedenken an Heinz Mädel.

Umbenennung in die “Heinz-Mädel-Straße” in der Nähe des Tatortes.

Umbenennung in die “Heinz-Mädel-Straße” in der Nähe des Tatortes.

Flyertext

Am 25.06.1990 wurde der damals 58-jährige Heinz Mädel von zwei Neonazis Nahe der Haltestelle Stadtmuseum/Kaisersaal brutal angegriffen und zusammengeschlagen. Sechs Tage später erliegt er seinen Verletzungen. Die beiden Täterinnen kommen mit Bewährungsstrafen davon. Als Todesopfer rechter Gewalt ist Heinz Mädel nicht anerkannt.

 

Was war geschehen?

 

Am Abend des 25. Juni 1990, einen Tag nach dem Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im WM-Achtelfinale gegen die Niederlande, unternahm Heinz Mädel, wie jeden Abend, einen Spaziergang durch die Innenstadt. Gegen 23:00 Uhr passierte er die Ecke Johannisstraße/Futterstraße. An einem Bratwurststand haben sich mehrere Jugendliche, darunter Neonazis versammelt. Unbemerkt lösten sich zwei rechte Frauen aus der Gruppe hinter Mädel und schlugen ihm die Mütze vom Kopf. Dies lies sich das spätere Todesopfer nicht gefallen und griff an die Jacke einer Angreiferin. Sofort wird Mädel brutal zu Boden geschlagen und anschließend über 15 mal gegen Kopf und Oberkörper getreten. Dabei beschimpfen sie ihn u.a. als „Asozialen“. Blutend wird er zurückgelassen. Erst als eine der Täterinnen merkte, dass sie ihre Handtasche vergessen hat, kehren sie zurück. In der Zwischenzeit kümmerte sich eine Person um den Verletzten. Mit den Worten „Du hilfst wohl jetzt auch noch Schwulen?“ wird die helfende Person angepöbelt. Erneut treten sie auf Mädel ein. Nachdem sich Mädel in einen Hauseingang zurückziehen konnte, wird er dort durch die damalige Volkspolizei vernommen. Die beiden Neonazis konnten zügig ausfindig gemacht und anschließend in Untersuchungshaft überführt werden.
Bei Heinz Mädel wurden mehrere großflächige Hämatome im Gesicht sowie gebrochene Rippen, wovon eine seine Lunge durchbohrte, festgestellt. Eine Woche später, am 1. Juli 1990 verstirbt er an den Folgen der Verletzungen.

 

Als rechter Mord nicht anerkannt!

 

Auf einer späteren Pressekonferenz der Polizei hieß es, dass der Übergriff den „bisherigen Höhepunkt der Gewalt“ darstellt. Laut dem Kreiskriminalamtsleiter wollten die beiden damals 18-jährigen Frauen bei Gruppe Neonazis Eindruck schinden und sich beweisen, was sie im späteren Gerichtsprozess bestreiten. Während der Verhandlung wird den beiden eine positive Sozialprognose ausgestellt, da sie eine Aussicht auf eine Arbeitsstelle hätten. Weiterhin wird den Täterinnen eine rechte bzw. menschenfeindliche Position abgesprochen. Die beiden Neonazis wurden zu einer Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren verurteilt. Der Mord an Heinz Mädel wird in der Statistik des Bundes nicht als rechter Mord anerkannt, jedoch vom Moses Mendelssohn Zentrum als Verdachtsfall eingestuft.
Wir werden uns nicht mit einem Land versöhnen, in dem Neonazis morden können und die Justiz Verfahren verschleppt und rechte Tatmotive nicht benennt!

 

In Gedenken an Heinz Mädel, von Neonazis in Erfurt ermordet. Kein Vergeben! Kein Vergessen!