Nachtrag: Flyer-Aktion im Gedenken an Ireneusz Szyderski in Erfurt-Stotternheim

Am 3. August jährte sich die Ermordung von Ireneusz Szyderski zum 29. Mal. Der 24 Jahre alte Erntehelfer wurde 1992 vor einem Diskozelt von rechten Securitys aus einem rassistischem Motiv heraus angegriffen und brutal zusammengeschlagen. Szyderski verstirbt kurze Zeit später. Anlässlich des Jahrestages wurden in Stotternheim mehrere hundert Flyer verteilt. Wir dokumentieren den verteilten Flyer.

Flyertext:
Im Gedenken an Ireneusz Szyderski – Von Neonazis in Erfurt ermordet

Ireneusz Szyderski, ein 24-jähriger Erntehelfer, war am 3. August 1992 gemeinsam im damals größten Diskozelt Europas zwischen Sportplatz und Netto-Logistikzentrum in Erfurt-Stotternheim feiern. Dort wurde er von mehreren rechten Securitys aufgrund rassistischer Motive brutal zusammengeschlagen. Ein rechtes Tatmotiv wurde nicht gesehen. Als Todesopfer rechter Gewalt ist Ireneusz Szyderski bis heute nicht anerkannt.

Was wahr geschehen?

Gegen 24 Uhr wollten Ireneusz Szyderski sowie seine Freund*innen das besagte Diskozelt verlassen. Zuvor entschloss sich das spätere Opfer nochmals die Toilette aufzusuchen. Seine Freunde sehen Ireneusz Szyderski jedoch erst eine Stunde später wieder, als dieser von den Securitys vor den Füßen der Freund*innen schwer verletzt, aber noch lebend, abgelegt wurde. “Hier jetzt kannst du ihn mitnehmen”, sagten diese zu den Freund*innen.
Die Securitys hätten ihn, ihren Aussagen zufolge, auf einem Zaun gefunden und mittels Schlägen von diesem heruntergeholt. Ireneusz Szyderski war zu diesem Zeitpunkt betrunken und hatte ca. 2,5 Promille Alkohol im Blut. Als dieser schließlich am Boden lag, wurde er mit weiteren Schlägen und Tritten u.a. auf den Kopf malträtiert. Weiterhin wurde Ireneusz Szyderski mit einer Stange auf den Rücken geschlagen. Zeugenaussagen zufolge sollen bei der brutalen Attacken rassistische Äußerungen gefallen sein. Die Freund*innen von Ireneusz Szyderski riefen, nachdem dieser schwerverletzt wieder bei ihnen war, ein Taxi, um mit ihm ins Krankenhaus zu fahren. Während der Fahrt erliegt Ireneusz Szyderski seinen Verletzungen. Aus den damaligen Gerichtsakten geht hervor, das zwei Täter Ireneusz Szyderski so massiv über den Parkplatz schliffen, dass ihm hierbei weitere Verletzungen zugefügt wurden. Aus der gesamten Gruppe der Angreifer wurden lediglich drei Täter ausfindig gemacht.

Rassistisches Tatmotiv nicht berücksichtigt

Im Gerichtsurteil wurde darauf verwiesen, dass sich der Haupttäter lediglich dazu berufen gefühlt hätte, die Ordnung und Sicherheit im Diskozelt wiederherzustellen, da die Securitymitarbeiter angeblich vermuteten, dass Ireneusz Szyderski über den Zaun klettern wollte, um die Zeche zu prellen. Ein mögliches rassistisches Tatmotiv wurde im Urteil umgehend zurückgewiesen. “Ausländerfeindliche Motive sind dagegen nicht bewiesen. “[Der Haupttäter] lebte im Gegenteil mit den polnischen Reinigungskräften in Frieden und war in Berlin mit ausländischen Arbeitskollegen ausgekommen”, hieß es im Gerichtsurteil. Im Urteil heißt es weiter, dass der Haupttäter René K. in der Securityfirma eingestellt wurde, weil es sich bei ihm um eine der “Hauptglatzen” gehandelt habe und man eventuelle Störungen im Diskobetrieb mit Skinheads habe vorbeugen wollen. Der Haupttäter René K. wurde lediglich wegen gefährlicher Körperverletzung zu 2 Jahren und 6 Monaten Haftstrafe verurteilt, während die anderen beiden Täter zu Geldstrafen verurteilt wurden.

Wir werden nicht weiter tatenlos zusehen, wie Ireneusz Szyderski und die zahlreichen anderen Ermordeten rechter Gewalt in Vergessenheit geraten!
Wir werden uns nicht mit einem Land versöhnen, in dem Neonazis morden können und die Justiz Verfahren verschleppt und rechte Tatmotive nicht benennt!

Flyer als PDF-Datei zum Download: Ireneusz Szyderski Flyer

Bilder: