Zu Beginn des neuen Semesters an den Erfurter Hochschulen finden seit einigen Jahren die alternativen Einführungstage statt, an denen wir uns in diesem Jahr mit zwei Veranstaltungen beteiligen.
Es besuchen uns die Genossinnen und Genossen der Gruppe Association Progrès aus dem Eichsfeld mit ihrem Vortrag “Das Phantom der Rackets – Bandenherrschaft zwischen Einheit und Zerfall”, am 17. Oktober 2019 um 19 Uhr im Veto. Des Weiteren organisieren wir am 18. Oktober 2019 ein Antifa-Cafe im Veto zu rechten Strukturen in Erfurt. Für beide Veranstaltungen dokumentieren wir die Ankündigungstexte. Alle weiteren Infos zu den Einführungstagen gibt es auf deren Homepage.
Donnerstag, 17. Oktober 2019 um 19:00 Uhr im Veto (Magdeburger Allee 180, Erfurt)
Das Phantom der Rackets – Bandenherrschaft zwischen Einheit und Zerfall
Der Begriff des Racket oder der Racketherrschaft erfreut sich in Kreisen, die sich gerne in eine Tradition mit der Frankfurter Kritischen Theorie stellen, einer ungebrochenen Beliebtheit. Die Mode des Begriffes hat in den letzten Jahren nachgelassen, aber als Phantom der Bewusstseinsbildung ist das Racket noch präsent in so manchen Texten, Flugblättern oder Kommentarspalten, meist bezogen auf den Nationalsozialismus, islamische Banden, linke Grüppchen von zweifelhafter politischer Ausrichtung oder auch mal in Bezug auf eher unangenehme Fußballgruppierungen. Der Anschein der messerscharfen Analyse, man benutzt schließlich einen Begriff der weisen Vorväter der Kritischen Theorie, bleibt oftmals Schein und wird in seiner Unterschiedslosigkeit Jargon. Dabei markiert der Begriff in seiner ursprünglichen Verwendung Ende der 1930er Jahre einen wichtigen theoretischen Umschlagspunkt der Frankfurter Theoretiker in ihrer Analyse von Klassenherrschaft, politischer Ökonomie und Nationalsozialismus.
Doch kann eine Beschäftigung mit Rackets keinesfalls bei der historisierenden Nacherzählung stehenbleiben und es stellt sich die Frage inwieweit der Begriff des Rackets als „Kritik der politischen Ökonomie der nachbürgerlichen Gesellschaft“ (Thorsten Fuchshuber) auch in Zeiten von Diagnosen einer selbstunternehmerischen Indivdualisierung und neoliberaler Vereinzelung wirksam ist, welche Bedeutung ein Begriff, der auf Bandenherrschaft und Aufgabe des Individuums abzielte, heute noch hat. Dies soll anhand der neueren Auseinandersetzungen nachvollzogen werden um die Rede vom Rackets aus dem Jargon zu lösen.
Freitag, 18. Oktober 2019 um 19:00 Uhr im Veto (Magdeburger Allee 180, Erfurt)
Antifa-Café zu rechten Strukturen in Erfurt
Die Thüringer Landeshauptstadt ist keineswegs so weltoffen, bunt und tolerant, wie sie sich gerne gibt. In der Stadt setzen sich Neonazistrukturen fest und in verschiedenen Vierteln gibt es Kneipen, Anlaufpunkte und rechte Gewalt gegen Geflüchtete, Linke, Homosexuelle usw. Die AfD sitzt im Stadtrat und nutzt Erfurt immer wieder als Aufmarschort. Neben der Beleuchtung dieser Strukturen, wollen wir ebenfalls einen Blick auf Anlaufpunkte für Salafisten und radikale Islamisten werfen und diskutieren, was „Antifa“ in einer Stadt wie Erfurt bedeutet und wie sich antifaschistische Gegenwehr organisieren lässt.