Am heutigen Tag findet auf dem Angerdreieck eine Tanzdemo statt, die sich mit Merz und seiner Bundesregierung darum streiten will, wie das Stadtbild richtig auf „Sauberkeit“ getrimmt werden kann. Unter dem Motto „Für ein Stadtbild mit Herz statt Merz-Schmerz“ laden die Beteiligten zu Dj-Set und Tanz und betreiben neben ordentlich Selbstinszenierung auch einiges an Ideologieproduktion. Unsere Kritik an Merz, dem Protest sowie dem allgegenwärtigen Wahn in diesem Land gibt es im folgenden Beitrag.
Wir haben in der Herbst-Ausgabe der Erfurter Zeitschrift Lirabelle eine Antwort auf einen Debattenaufschlag aus der vorherigen Ausgabe veröffentlicht. Im Text “Wie raus aus der Sackgasse? Triggerwarnung: Nahostkonflikt” haben zwei Autor:innen “eine reflektierte Solidarität ohne dogmatische Reflexe in der innerlinken Debatte um den 7. Oktober” gefordert. In unserer Antwort zeichnen wir die Leerstellen im Antisemitismusverständnis linker Bündnisse der letzten Jahre nach und plädieren gegen die Vorstellung einer Friedensbewegung. In unserem Beitrag ‘Sackgassen und Vorfahrtsregeln’, argumentieren wir warum am Dogma, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, nicht zu rütteln ist und das für Antifaschist:innen nur Solidarität mit Israel bedeuten kann. Wir dokumentieren folgend den Debattenbeitrag.
Im Rahmen der alternativen Einführungstage ‘Nächste Ecke Links’ vom 18.10. – 02.11., organisieren wir in diesem Jahr den Vortrag “Antisemitismus im Deutschrap” mit Schmalle. Die Veranstaltung findet am Freitag, 24. Oktober 2025, um 19 Uhr im Veto (Magdeburger Allee 180) statt. Ankündigungstext und mehr Infos gibt es hier.
Es war mal wieder Zeit für einen Kongress, denn: Wie schlecht es um die gesellschaftlichen Verhältnisse steht, ist an vielen Bruchstellen zu erkennen. Die Zeit zu handeln ist scheinbar immer, die Zeit zur Selbstkritik und Analyse wird angesichts des business as usual im Handgemenge gerne unter den Teppich gekehrt. Wir wollen aber nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern halten am Ziel der allgemeinen Emanzipation fest. Dafür wollen wir uns die Zeit nehmen um uns über Theorie und Praxis gemeinsam Gedanken zu machen, unsere Lage reflektieren und uns austauschen. Am 10. und 11. Oktober laden wir mit Genoss:innen zu einem selbstkritischen Antifa-Kongress nach Erfurt ein. Wir dokumentieren den Aufruf.
Am 14. Juni 2025 demonstrierten über 6000 Menschen in Jena unter dem Motto „Antifa ist notwendig“. Die Botschaft: Liebe und Kraft– in Untergrund und Haft. Während die Polizei auf Deeskalation setzte und die Sonne unerbittlich brannte, bemühten sich die Veranstalter*innen darum, auch autoritäre Gruppen in die Demonstration zu integrieren. Das Bündnis zog ein durchweg positives Fazit: „Trotz der Hitze gab es eine mega Stimmung, sehr viele schöne Bilder, Erinnerungen und hoffentlich für viele von euch auch kraftgebende Momente.“
Wir hingegen blicken mit deutlich ambivalenteren Gedanken auf die Kampagne wie auch auf die Demonstration selbst – und fragen, was diese Veranstaltung über den Zustand antifaschistischer Theorie & Praxis im Jahr 2025 aussagt. Zwei Lesarten zur (nicht abgeschlossenen) Kritik „der Antifa“.
Am 10. Juli findet in Jena eine antizionistische Demonstration statt. In den Forderungen der Demo findet man nicht nur die Wiedergabe der üblichen Hamas-Propaganda, sondern auch die Forderung nur endlich den Willen eines Großteils der deutschen Bevölkerung nach einem Waffenstillstand und einem Ende der Waffenlieferungen an Israel Folge zu leisten, man empört sich gar, dass die deutsche Regierung das nicht tut. Unabhängig von den sonstigen inhaltlichen Verfehlungen, ist das selbst für die lokale IL-Gruppe ein neuer Schritt derart proaktiv jedem eigenen kritischen Denken eine Absage zu erteilen. Gemeinsam mit anderen Gruppen aus Thüringen rufen wir mit zur israelsolidarischen Gegenkundgebung am 10. Juli, 17 Uhr auf dem Nonnenplatz in Jena auf und dokumentieren folgend den Aufruf.
Sei es in Verschwörungserzählungen, Relativierungen des Nationalsozialismus oder der völkischen Vorstellung einer deutschen Volksgemeinschaft, die AfD durchzieht der Antisemitismus. Trotzdem ist die Problematisierung des Antisemitismus der AfD durch ihre Gegner:innen unterrepräsentiert. Deshalb wollen wir und die AG gegen Antisemitismus Erfurt mit dem Gewerkschafter und Publizisten Stefan Dietl am 18. Juni, 18:30 Uhr im Veto in Erfurt über sein Buch “Antisemitismus und die AfD” diskutieren.
Salafistenprediger Ahmad Armih alias „Ahmad Abul Baraa“ Anfang Februar beim Seminar in der Erfurter Moschee.
Im Erfurter Moscheeverein findet am kommenden Wochenende ein Seminar des islamistischen Predigers Ahmad Armih „Ahmad Abul Baraa“ aus Berlin statt. In den vergangenen Monaten fanden mehrere solcher Veranstaltungen in Erfurt statt. Der Erfurter Moscheeverein bietet bereits seit vielen Jahren salafistischen Predigern einen Raum. Da die Moschee als einziger Gebetsraum allen Muslimen zur Verfügung steht, sind diese Veranstaltung auch ein Versuch der salafistischen Szene mittels prominenten Predigern zu rekrutieren. Bei vergangenen Seminaren reisten Teilnehmende vor allem aus dem Bundesgebiet an. Eine Einordnung von salafistischen Bestrebungen in Erfurt.
Am ersten Mai-Wochenende findet in Berlin der “Antifa out of Line – Kongress gegen die autoritäre Formierung” statt. Der Kongress hat sich zum Ziel gesetzt einer materialistischen-ideologiekritischen Analyse, Theorie und Praxis Raum zu geben. Thematische Schwerpunkte sind Islamismus, Antisemitismus, Geschlechterverhältnisse, Arbeitskritik, Antifa u.v.m., was ihr auf der Website des Kongress erfahrt. Sicher lohnt sich auch ein Blick in das Programm und die aufgeworfenen Fragen der Podien und Vorträge, auch wenn ihr nicht plant dorthin zu fahren.
Wer keins der heißbegehrten Tickets für den Kongress mehr ergattern konnte, kann den 1. Mai für einen Ausflug nach Gera nutzen. Dort ruft die Antifa Gera zu einer Demonstration gegen eine Neonaziveranstaltung der “Heimat” (Ex-NPD) auf. Die Demonstration startet am 1. Mai unter dem Motto “Mach frei am 1. Mai – Für faire Löhne, Umverteilung und ein gutes Leben für alle! Gegen Faschismus, Repression und Kapital!” ab 11 Uhr am Südbahnhof Gera / Sachsenplatz. Alle weiteren Infos bekommt ihr bei der Antifaschistischen Aktion Gera (leider nur Instagram).
Im Vorfeld der Landtagswahl wurde breit mobilisiert, die Kampagnen gegen die AfD trugen wahlweise das Gewand einer historisch (falschen) Folklore, die ein zweites 1933 oder „Weimarer Verhältnisse“ (…Ums Ganze!) mit sich trugen, oder sollten die Weltoffenheit der Thüringer Provinzialität betonen. Aus „Bodo oder Barbarei“ (Die Linke), wurde keine Barbarei, dafür aber die Zumutung Voigt, Wolf, Maier. In Anbetracht der Schnelllebigkeit der Ereignisse verwundert es dann auch nicht, dass im Nachgang keiner mehr so richtig darüber reden kann und will, was man vor ein paar Monaten noch aus der Mottenkiste in diversen Aufrufen verwurstet hat. Denn worüber sollte man auch reden? Weder die Mobilisierungen antifaschistischer Gruppen im Stil der IL, noch im Habitus autoritär-roter Gruppen brachten mehr als die Dankbarkeit ein, der vermeintlichen Katastrophe nicht nur vom Sofa aus zugesehen zu haben.
Der folgende Text ist ein erster Versuch sich einer aktuellen Verständigung anzunähern, die zu dem Ist-Zustand führten und eine Auseinandersetzung anregen, die es ermöglicht die aktuellen gesellschaftlichen Verhältnisse zu kritisieren, ohne dabei der falschen Empörung und blindem Aktionismus Vorschub zu leisten. Wir verstehen diesen Text auch deshalb als Debattenbeitrag. In sechs Thesen wollen wir einen Anfang machen.