Im Rahmen des Katholikentags in Erfurt 2024 organisierten Abtreibungsgegner:innen, christliche Fundamentalisten und christliche Rechte einen sogenannten „Marsch für das Leben“. Spontan bildete sich Gegenprotest, welcher die Demonstration immer wieder begleitete.
Katholikentag in Erfurt bedeutet, dass die Innenstadt für fünf Tage von rund 20.000 Besucher:innen okkupiert wird. Von Stadt und Verwaltung ist das Spektakel gern gesehen, immerhin ist Erfurt sowieso für Boomer-Touristen ausgelegt. Für derartige Klientelpublicity spendiert die Stadt auch neben den 1,7 Millionen vom Land und Innenministerium nochmal selbst gern 600.000 Euro. Für das Geld wurde aber auch einiges geboten. So brachte der Katholikentag auch einige christliche Rechte, Fundamentalist:innen und Antifeminist:innen mit. Diese riefen für Samstag um 13:30 Uhr zu einem sogenannten „Marsch für das Leben“ auf. Aufgerufen hatte der Verein „Odem“, die sich selbst als christliche „Lebensschützer“ verorten. Die Leitung der Versammlung übernahm Clarsen Ratz aus Weimar, welcher neben dem Schweizer SVP-Politiker Claudio Zanetti den Vorsitz von „Odem“ inne hat. Clarsen Ratz ist dabei in Thüringen kein Unbekannter. Bereits 2014 mobilisierte er gegen eine Regierungsbildung von Rot-Rot-Grün auf Landesebene. Seine Versammlung wurde zum Sammelbecken rechts-konservativer Akteure bis hin zu militanten Neonazistrukturen.
Ratz, damals noch in der Thüringer CDU aktiv, wechselte später zur Partei „Bürger für Thüringen“, einem Sammelbecken zwischen FDP und AfD. Nachdem die Partei Anfang des Jahres ihre Auflösung bekannt gab, wechselte Ratz in die „Werte Union“ und gründete dessen Landesverband mit und kandidiert für diese zur Landtagswahl. Auf der Demonstration am 1. Juni in Erfurt waren ebenfalls einige Fahnen der
„WerteUnion“ zu sehen.
Dass Ratz mit seiner politischen Vergangenheit und der Nähe zu Neonazis und anderen Menschenfeinden sehr gut in die Partei von Hans-Georg Maaßen passt, daran gibt es wohl keinen Zweifel.
Mit dabei war auch das katholisch-fundamentalistische Radio „radio horeb“, welches Beiträge der Versammlung übertrug und auch auf dem Katholikentag mit einem eigenen Stand vertreten war. „radio horeb“ war schon vor einiger Zeit wegen seiner zum Teil rassistischen und frauenfeindlichen Beiträge in die öffentliche Kritik geraten.
Gegen die rund 60 Teilnehmenden am „Marsch für das Leben“ formierte sich spontan ein etwa gleich großer Gegenprotest, zu dem das „Auf die Plätze“-Bündnis aufgerufen hatte. Während der antifeministische Haufen ihre Gebetslieder trällerten hielt der Gegenprotest mit „My Body! My Choice!“ Rufen dagegen. Entlang der Demonstrationsroute sorgte der trällernde Haufen Fundamentalisten nicht nur für irritierte Blicke, sondern immer wieder für spontanen Gegenprotest.