Während im hessischen Hanau am Samstag mehrere Tausend Menschen den Opfern des antisemitischen und rassistischen Anschlags gedachten, demonstrierte in Erfurt am Angerdreieck eine Mischung aus Konservativen, FDP-Anhängern und AfDlern gegen die mögliche Wiederwahl von Bodo Ramelow in Thüringen. Man gestand sich zwar ein, Bodo Ramelow nicht verhindert zu haben, wolle aber nicht aufgeben. Das die Abgrenzung nach rechts nur Lippenbekenntnis war, zeigte sich im Laufe der Kundgebung sowie an den Teilnehmenden.
Gleichsetzung von Auschwitz mit dem Gulag
Gleich zu Beginn eröffnete der erste Redner die Kundgebung mit einem kurzen Schweigen für die Opfer des Anschlags von Hanau, konnte sich aber keine weitere Einordnung des Anschlags als rassistisch oder antisemitisch motiviert abringen. Nur wenige Sätze später rief er dazu auf auch denen zu gedenken, die aktuell im Krieg sterben oder durch den weltweiten Terror sowie an jene zu denken die im Holocaust, als auch im stalinistischen Gulag umgekommen sind. Dass eine solche Darstellung der Shoa auf einer Ebene mit dem stalinistischen Terror nicht nur eine Relativierung der historischen Singularität von Auschwitz darstellt, sondern auch eine unterschiedslose Zusammenlegung von Nationalsozialismus und dem Stalinismus, blieb auf der Kundgebung unwidersprochen.
Erster Redner bei Bürger für Thüringen Kundgebung Anger
Hufeisen lässt grüßen
Die hier zugespitzte Form der Extremismustheorie führte sich in unterschiedlichen Facetten auf der gesamten Kundgebung weiter. Ein weiterer Redner sprach davon, dass die Mitte geschwächt sei und lediglich die politischen Ränder von der aktuellen Lage profitieren würden. Man wolle sich distanzieren von rechts und von links, denn beides bedrohe die Demokratie. Doch wo der wirkliche Feind für die „Bürger für Thüringen“ steht, machte ihr Sprecher Marco Fischer aus Sömmerda im MDR-Interview klar. Er äußerte, man müsse als bürgerliche Mitte von SPD, Grünen, FDP und CDU eben auch über eine Integration der AfD nachdenken. Eine Zusammenarbeit mit „dem Rechtsnachfolger der SED“, der „Mauermörderpartei“, wie es auf der Kundgebung hieß, davon sprach er bewusst nicht. Fischer äußerte darüber seine vermeintliche Strategie die AfD über eine Integration in das Regierungsgeschehen zu stoppen. Dass sich eine Thüringer AfD unter Faschisten wie Höcke durch Machtzuspruch stoppen lässt, sollte arg bezweifelt werden.
Zweiter Redner bei Bürger für Thüringen Kundgebung Anger
Dritter Redner, Marco Fischer, bei Bürger für Thüringen Kundgebung Anger
AfD nahm teil
Obwohl sich die Redner mal mehr, mal weniger abweisend gegenüber der AfD äußerten und parteiunabhängig diese Aktion durchführen wollten, waren einige Größen der Thüringer AfD anwesend. Unter ihnen der Fraktionssprecher Stefan Möller sowie die AfD Landtagsabgeordnete Corinna Herold. Beide kamen mit Gefolgschaft und applaudierten den Reden der „Bürger für Erfurt“, die mit mindestens über 1000 Teilnehmern gerechnet hatten, wenn am Ende auch nur 150 dem Aufruf gefolgt sind. Immerhin für Fake-News auf der Website von Stefan Möller hat es gereicht. Wenn es nach ihm ging waren es 500-600 auf dem Anger. Stefan träum weiter.
Corinna Herold von der AfD (mitte hintere Frau mit Hut) bei Bürger für Thüringen Kundgebung Anger
Stefan Möller von der AfD (mitte hintere Reihe, Halb-Glatze + Brille) beibei Bürger für Thüringen Kundgebung Anger
Teilnehmer bei Bürger für Thüringen Kundgebung Ange
Dr. Ute Bergner (FDP) auf Kundgebung mit AfDlern