Zeitschriften

Konkret
Älteste und einzige Linke Publikumszeitschrift, die vorallem durch ihre analytische Schärfe bestechen kann. Sie ist dadurch etwas schwieriger zu lesen als beispielsweise die AK. Dies sollte aber aufgrund der größeren Tiefe niemanden davon abhalten sie zu beziehen. In den 90er Jahren schwenkte sie auf einen ziemlich Antideutschen Kurs um und beförderte dadurch zumindest eine teilweise Zivilisierung der deutschen Linken. Mit dieser Charakterisierung hat die Zeitschrift nicht nur aus falschen Gründen gebrochen. Dennoch merkt man ihr das Bewusstsein an, eine Zeitschrift im Land des Nationalsozialismus zu sein. Positiv hervorzuheben ist auch ihr empathisch-kritischer Bezug auf eine Bewegungslinke, die sich ihrer periodischen Erfolge erfreut, dabei emsig von linken Publikationen begleitet wird, welche deren anschließendes Scheitern nicht reflektieren kann, weil man gerade die nächste Bewegung hochstilisiert. Leider lässt sich ein leichter inhaltlicher Verfall und eine Retraditionalisierung seit dem Tod des langjährigen Herausgebers Hermann L. Gremliza feststellen, was sich im Zuge ruinösener Fehleinschätzung zum Ukraine-Krieg entladen hat. Mehrere, teilweise langjährige und zentrale Journalisten sind gegangen, während aus der Konkret patzig auf die Kritik reagiert wurde. Eine Debatte mit der sich eine Folge von 17Grad hervorragend auseinandergesetzt hat. Dennoch erscheinen in der Konkret nach wie vor eine Vielzahl an scharfen analytischen Artikeln, wie sie kaum eine andere Linke Zeitung bieten kann. Dass die Redaktion dabei irgendwie der Auffassung ist, keine Frauen könnten diese Artikel schreiben, macht gelegentlich schlechte Laune. Auf der Website sind leider kaum Artikel öffentlich lesbar, auf Spotify gibt es einen monatlichen Podcast, aber zum konsumieren benötigt man vermutlich einen Bahnhofskiosk oder ein Abo. konkret-magazin.de

Analyse & Kritik
Monatlich erscheinende Zeitschrift einer radikalen Bewegungslinke. Hervorgegangen aus dem Arbeiterkampf, der des Kommunistischen Bundes, der sympathischsten aller K-Gruppen. Die Zeitung ist nichts, was wir wärmstens empfehlen können, soll hier aber durch ihrer Bekanntheit gerade unter jüngeren Linken nicht unterschlagen werden. Unsere eigene Reserviertheit dem Medien gegenüber entspricht in etwa der Würdigung von Thomas Ebermann zum kürzlichen Geburtstag der Zeitung: “Was im AK stand, vor 50 oder 45 Jahren, war, über den Daumen gepeilt, weder stilistisch noch inhaltlich besser als heute – und heute (wie damals) übertrifft die Zahl sich als links verstehender Publikationen, die das Niveau der ak unterschreiten, deutlich jene, die klüger und informativer sind. Diese Feststellung birgt kein altersmildes Immerhin, sondern soll darauf verweisen, dass (Selbst-)Kritik und Vergleich Antagonismen sind.

Die Geschichte des und der ak ist auch eine von zwei Spaltungen. Die zweite – rund zehn Jahre nach der, in die ich involviert war – hatte zum Kern, wie man sich zur deutschen Wiedervereinigung positionieren sollte. Gesiegt hat in diesem Streit, im Namen des »Selbstbestimmungsrechts der Völker«, die Auffassung, dass sie zu akzeptieren sei, dass sie ja auch Chancen, nicht nur Gefahren in sich berge, dass man gestalten müsse, was ohnehin nicht zu verhindern sei. Ungeachtet der komplett veränderten Zusammensetzung der Redaktion scheint mir, der Ausgang dieses Konflikts determiniert die Ausrichtung eurer Zeitung. Dabei geht es um die Verpflichtung auf Realismus und Zuversicht. Der eine killt Negation und die Artikulation des »Ganz Anderen«; die andere zwingt in die Bewunderung des temporär Erfolgreichen (Arabischer Frühling, Syriza, Podemos, linker Populismus, ZeroCovid und als letzter Schrei die KPÖ in Graz) zu einem informellen Verbot, sich mit antizipierbarer Niederlage reflektierend auseinanderzusetzen, weil schon die nächste Euphorie die Herzen entflammen soll.

Da niemand mich, den fast schon ewigen Abonnenten, zwingt, alles in ak zu lesen, breche ich jeden Artikel ab, dessen Autor*in einen Weg zur Erringung linker Hegemonie zu weisen verspricht. Bislang habe ich auch immer schnell umgeblättert, wenn es um Israel und den sogenannten Nahostkonflikt ging. Ich erlaube mir ein Fünkchen Hoffnung, nicht Zuversicht, daran zu knüpfen, dass ihr seit kürzlich dazu schweigt.” Abonniert lieber die Konkret. akweb.de

Antifaschistisches Info-Blatt
Die Quartalszeitschrift besteht in etwa zur Hälfte aus Rechercheartikeln zur extremen Rechten und ihren Netzwerken, unterfüttert mit Hintergrundinformationen und Analysen, und zur anderen Hälfte aus Artikeln zum Schwerpunktthema (Ukraine-Krieg; Pandemieleugner, Rechte in Sicherheitsbehörden etc.) oder anderweitigen Beiträgen. Zusätzlich werden in der AIB immer wieder Debattenbeiträge aus der radikalen Linken veröffentlicht. Ein Abo kann sich daher aus vielfältigen Gründen lohnen, auch wenn praktisch alle Artikel auch Online lesbar sind. antifainfoblatt.de

Phase 2 – Zeitschrift gegen die Realität
Der Name leitete sich ursprünglich davon ab, dass die Zeitung nach der Auflösung des ersten postautonomen Antifa Bündnisses der AA/BO eine Plattform für eine Organisationsdebatte zur Gründung einer neuen postautonomen Antifa-Bewegung sein wollte. Aus dieser zweiten Phase kam man aber nie raus, stattdessen lässt sich an der Phase 2 eine Selbstakademisierung der radikalen Linken gut ablesen. Statt Organisationsdebatten widmet man sich einer Vielzahl an theoretischen Themen, welche auf recht hohem und teilweise akademischen Niveau behandelt werden. Die Beiträge zeichnen sich alle dadurch aus, dass man sich den Bruch der 90er Jahre, den Kollaps kommunistischer Theorie und Praxis eingesteht und aus kommunistischer Perspektive nun versucht eine zeitgenössische Theorie und Praxis der radikalen Linken weiterzuentwickeln und zu analysieren. Ein Abo ist auch aufgrund des recht unregelmäßigen jährlichen Erscheinens recht erschwinglich, die meisten Texte sind aber auch online lesbar. Wärmstens empfohlen! phase-zwei.org

JungleWorld:
Entstanden aus einem Arbeitskampf in der orthodox-marxistischen Zeitschrift Junge Welt grenzt sich die undogmatisch-antinationale Wochenzeitschrift jungle world inhaltlich deutlich von dieser ab. Durch diese Herkunft, wie auch ihre israelsolidarische Haltung, wird sie vom reaktionären Teil der radikalen Linken deutlich abgelehnt. Eine Ablehnung, die sie durch ihr Motto „wer braucht schon Freunde“ zum Programm macht. Leider führt dies dazu, dass neben sehr guten Artikeln mit Kritik an einer liberal-Identitären Linken alle paar Ausgaben ein Artikel mit transfeindlichen Untertönen erscheint. 2023 hat sich dagegen ein offener Brief (ehemaliger) Autor:innen gewandt, den die Jungle World aber geflissentlich ignorierte. Neben klassischen Wochenzeitungsthemen hat die Zeitung auch einen fötonartigen Kulturteil. Beinahe alle Artikel lassen sich nach einiger Zeit online lesen. Durch das wöchentliche Erscheinen ist die jungle aber auch als einigermaßen aktuelle linksradikale Zeitung zu empfehlen. Die Artikel sind überwiegend allgemein und ohne größeres Vorwissen verständlich. jungle.world

Distanz Magazin:
Selbstorganisiertes unregelmäßig erscheinendes Magazin antideutscher Kommunist*innen. Online lesbar und beim Erscheinen auch als Print bestellbar. Besonders angetan hat uns Ausgabe 5 „Was heißt antideutsch heute“ mit einer Vielzahl von klugen Reflektionen über einen Begriff, welcher aus nachvollziehbaren Gründen meist nur noch als Fremdbezeichnung taugt, hinter der sich aber eine politische Analse und Praxis verbergen kann, an die es wert wäre anzuknüpfen. Die anderen Heftthemen zu Provinz und Stadt, Behinderung, Europa und Postwachstumskritik zeigen aber, dass das Magazin durchaus mit einer Unterschiedlichkeit von Themen vielfach von Interesse sein kann. distanz-magazin.de

communaut/Kosmoprolet
Ein mit der Zeitschrift Kosmoprolet zusammenhängender Blog antiautoritärer Kommunist*innen mit Analysen von Kämpfen, Interventionen in Debatten und Fragen über zeitgenössische kommunistische Theorie und Praxis. Die Artikel sind alle auf dem Blog zu finden und widmen sich unterschiedlichsten Themen wie Gelbwesten, Stadtteilorganisation, historischen Themen etc. Aus der richtigen Erkentniss, dass kaum jemand noch Blogs liest teasern sie ihre Artikel auch gekonnt auf Instagram. Die Zeitung Kosmoprolet erscheint alle paar Jahre und sammelt als wurzellose Sozialrevolutionärin Texte zur Selbstauflösung des Proletariats. kosmoprolet.de

otb – Outside the Box
Überaus unregelmäßig erscheinende Leipziger Zeitschrift mit Fokus auf eine feministische Gesellschaftskritik. Sie ordnet sich einer materialistischen feministischen Strömung zu und legt Wert darauf, weibliche Subjektivität und Erfahrung mit theoretischer Reflektion zu vermitteln. Beinahe alle Ausgaben zu vergriffen, online aber alle lesbar. outside-mag.de

Lirabelle
unregelmäßig Erscheinende undogmatische Zeitschrift aus Erfurtl. Schreibt eigene Beiträge, kritisiert uns und andere oder schreibt auf, was ihr los werden wollt! Es ist wichtig als Linke die Möglichkeit zu haben Debatten untereinander zu führen und die Lirabelle lebt von unseren Beiträgen! Gerüchten zu Folge hat sie auch einen Bösen Zwilling….lirabelle.noblogs.org